Selbststudium oder digitaler Klassenraum?

Weiterbildung begleitet dich ein Leben lang in verschiedenen Formen und Ausprägungen. Sie hilft dir bei der beruflichen Entwicklung, der Sicherung deines Arbeitsplatzes und dem Erschließen neuer Berufsfelder. Dabei bietet die Erwachsenenbildung unterschiedliche Möglichkeiten zur Vermittlung von Wissen und Kompetenzen. Der frontale Präsenzunterricht, wie man ihn in Schulen oder beim Studieren erlebt, ist auch im Bereich der beruflichen Weiterbildungen noch stark verbreitet, wird aber zunehmend durch Kurse auf Online Lernplattformen abgelöst.

Nach dem Motto „Digital learning for digital Jobs“ werden entsprechende Weiterbildungen häufig durch Bildungsgutscheine gefördert. Mit dem Fernstudium im IT-Bereich von damals haben Weiterbildungen in digitalen Berufen heute allerdings nicht mehr viel gemeinsam. Dem Versand von Übungsaufgaben per Post weicht seit vielen Jahren die direkte Kommunikation im Videochat und der permanente Austausch über die Online Lernplattform der Bildungsanbieter. Auf dem Vormarsch sind Lernplattformen, die Kurse und Weiterbildungen im Bereich der IT anbieten. Je nach Inhalt und Zielgruppe findet die Weiterbildung im Präsenz- oder Online-Unterricht, synchron oder asynchron, unbegleitet oder begleitet durch Lehrpersonal statt. Was die verschiedenen Lern- und Vermittlungsformen bedeuten, zeigt einleitend eine kleine Übersicht:

Präsenzunterricht: Folgt einem Lehrplan und Lernzeiten bei fester Gruppenzusammensetzung. Die Präsenz kann entweder in klassischem Frontalunterricht stattfinden, also mit physischer Anwesenheit eines Lehrers, Dozenten oder Trainers, sowie Online über Webcam in Form von E-Learning.

Synchron vs. asynchron: Während synchrones Lernen im Präsenzunterricht zu einer gemeinsamen Zeit stattfindet, bietet asynchrones E-Learning freie Zeiteinteilung. Über die Lernplattform der Bildungsanbieter werden zum Beispiel Kurse und Lerninhalte bereitgestellt, die jederzeit abgerufen werden können. Asynchrones Learning setzt ein höheres Maß an Eigenverantwortung voraus.

Begleitet vs. unbegleitet: Lernformen können sich im Grad der Begleitung unterscheiden. Sie sind beispielsweise als unbegleitetes Selbststudium oder Präsenzunterricht, der durch Lehrpersonal begleiteten wird, möglich. Unbegleitetes Lernen erfordert Disziplin und Eigeninitiative, da das Korrektiv in Form eines Dozenten o.ä. fehlt.

Welche Vorteile die Unterrichtsformen bieten, wie sie untereinander kombiniert werden und was es mit MOOCs auf sich hat, liest du weiter unten.

Das Selbststudium mit Vor- und Nachteilen

Der Name „Selbst“-studium verrät bereits, worauf es bei dieser Art der Weiterbildung ankommt. Allenfalls ein einleitender Vortrag und die Abschlussprüfung geben den Rahmen des Selbststudiums vor. Wer ein Selbststudium beginnt, erhält zunächst einmal sehr viele Freiheiten. Die Inhalte kann und muss sich jeder Teilnehmer zeit- und ortsunabhängig selbst erarbeiten. Wem es eher liegt, Bücher und Skripte mit in den Urlaub zu nehmen und dort zu bearbeiten, hat dieselben Voraussetzungen zum Bestehen des Kurses wie ein Teilnehmer, der sich auf das Lernen am Wochenende in den eigenen vier Wänden beschränkt. Entscheidest du dich dafür, ein Selbststudium zu absolvieren, ist es also dir überlassen, in welchem Tempo du dir die Inhalte aneignest und ob du dabei auf digitale Medien oder physisches Lernmaterial zurückgreifst.

Dank dieser Freiheiten lässt sich eine Weiterbildung im Selbststudium besser in den eigenen Alltag integrieren. Es ist beispielsweise möglich, diese berufsbegleitend abzuschließen. Lernerfolgskontrollen stellen in manchen Kursen sicher, dass alle Teilnehmer ein gewisses Level erreichen, bevor mit dem nächsten Themenfeld oder Kapitel der Weiterbildung begonnen wird. Häufig ist die Abschlussprüfung aber der erste und einzige Indikator dafür, ob die Inhalte im Selbststudium richtig erlernt wurden. Durch die fehlende Rückkoppelung mit Dozenten, Trainern, Lehrern oder anderen Kursteilnehmern entfällt ein wichtiges Korrektiv. Wenn ein Kursteilnehmer im Selbststudium lernt und dabei einen Sachverhalt oder Zusammenhang falsch interpretiert, wirkt sich dies negativ auf das Verständnis des Themas aus. Unter Umständen sind davon ganze Wissensbereiche und Konzepte betroffen. 

Online ist nicht gleich Online

Auch auf die Art und Weise, wie Weiterbildung funktioniert, hat die digitale Transformation starke Auswirkungen. Neben dem Fernstudium, das dank Vernetzung von Dozenten und Teilnehmern über das Internet inzwischen sehr einfach umzusetzen ist, hat sich das synchrone E-Learning als Lernform etabliert. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der zwar ortsunabhängig funktioniert, insgesamt aber auf wichtige Eckpfeiler aus dem klassischen Frontalunterricht setzt. Häufig als digitales oder virtuelles Klassenzimmer bezeichnet, sind Videokonferenzen das verbindende Element des synchronen E-Learnings. Teilnehmer und Referenten werden hierbei zu festgelegten Zeiten zusammengeschaltet. Direkte Kommunikation zwischen den Anwesenden ermöglicht schnelles Feedback, Diskussionen und Hilfestellung bei Unklarheiten. Typisches synchrones E-Learning findet nicht nur in digitalen Klassenräumen, sondern auch in ein- oder mehrtägigen Webinaren statt.

Das Gegenstück zu synchronem E-Learning im digitalen Klassenraum bildet asynchrones E-Learning, das eine ebenfalls orts-, aber auch zeitunabhängige Weiterbildung ermöglicht. Aufgezeichnete Inhalte können online jederzeit abgerufen werden. Der größte Vorteil liegt in der freien Zeiteinteilung für Teilnehmer, wodurch die Eingliederung der Weiterbildung in den Alltag problemlos möglich ist. Inhalte können selbstbestimmt erlernt und Themen bei Bedarf übersprungen werden. Häufig helfen Kapitel- oder Abschnittstests dabei, den eigenen Wissensstand zu überprüfen und Inhalte zielgerichtet zu wiederholen. Der Nachteil liegt allerdings in der zeitversetzten Kommunikation mit dem Bereitsteller des Materials (teilweise nur über Foren) und dem hohen Maß an notwendiger Eigeninitiative, wenn es beispielsweise um die Beseitigung von Unklarheiten im Lernstoff geht. 

Beispiele für asynchrones E-Learning sind das sogenannte WBT (Web Based Training) und CBT (Computer Based Training). In Form von On- oder Offline-Lernvideos sowie auf Lernplattformen werden die Inhalte bereitgestellt und können von digitalen Endgeräten abgerufen werden. 

Bildungsanbieter heute: Online Lernplattform und Kurse im Netz

Wer sich mit einem Bildungsgutschein beruflich weiterentwickeln möchte, kann dazu auf zertifizierte Online-Angebote verschiedener Bildungsanbieter zurückgreifen. Die Förderung dient dazu, Arbeitslose, Personen ohne Berufsausbildung beziehungsweise Berufstätige mit unklarer beruflicher Zukunft auszubilden, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Da die Lebensumstände, in denen sich potenzielle Teilnehmer der Kurse befinden, unterschiedlich sind, sind Maßnahmen ohne physische Präsenzpflicht, wie man sie vom Studieren an der Hochschule oder der Universität kennt, sehr attraktiv.

Virtuelle Klassenräume, in denen ortsunabhängig gelernt werden kann, aber auch asynchrones Lernen in Form eines Selbststudiums gehören zum Angebot moderner Bildungsanbieter. Ob es sich um eine Akademie für neue digitale Berufe oder ein renommiertes Institut handelt, spielt keine Rolle, solange der Bildungsträger ein AZAV-Zertifikat (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) besitzt. Dies ist zwingend notwendig, um Bildungsgutscheine annehmen zu dürfen.

MOOC – was ist das eigentlich?

Ein noch relativ neuer Begriff im Spektrum des E-Learning lautet MOOC. Erstmals 2008 veranstaltet, steckt hinter der Abkürzung MOOC ein Konzept, das ausgeschrieben selbsterklärend ist. MOOC steht für Massive Open Online Courses

  • Massive: Der Kurs ist auf eine hohe Teilnehmerzahl ausgelegt.
  • Open: Es gibt keine Zulassungsbeschränkungen und die Inhalte können kostenlos genutzt werden.
  • Online: Das Bildungsangebot findet ausschließlich im Internet statt. Darin ist auch die Möglichkeit enthalten, sich auf speziellen Plattformen mit Kursteilnehmern und Dozenten auszutauschen, um Fragen zu stellen und Inhalte zu vertiefen.
  • Course: Es gibt einen festgelegten Ablauf und eine Kursdauer. Support ist insbesondere in dieser Zeit gewährleistet. Aber auch im Anschluss an den MOOC stehen Inhalte und Austauschplattformen zur Verfügung.

„Massive Open Online Courses“ können synchron oder asynchron stattfinden. Im Zusammenhang mit MOOCs ist auch immer wieder die Rede von XMOOCS und CMOOCS, die sich wie folgt unterscheiden: 

  • XMOOCS sind klassische, online gestellte Vorlesungen. Die Kommunikation und der Austausch der Kursteilnehmer spielen eine untergeordnete Rolle. Sie sind ein Relikt aus den Anfängen von Online-Weiterbildungskursen. 

CMOOCS implizieren auch Gruppenarbeiten und interaktive Aufgaben. Diese Methode eignet sich beispielsweise für Weiterbildungen in digitalen Berufen wie dem des Online Marketing-Managers oder des App-Entwicklers. Gerade beim Programmieren ist Hilfestellung von anderen Teilnehmern wichtig, um zum Beispiel Fehler im Code aufzudecken, die selbst nicht erkannt werden.